Was ist das Beste am Gründen und am selbständig sein?
Die wohl häufigste Antwort auf diese Frage lautet möglicherweise “selbstverantwortliches Arbeiten”. (83% der Befragten laut einer Forsa Umfrage 2012)
Wer schon mal sein eigener Chef war oder ein Fernstudium absolviert hat, weiß aber gleichzeitig, dass “selbstverantwortliches Arbeiten” oft auch die Antwort auf folgende Frage ist:
Was ist oft das größte Problem am Gründen und selbständig sein?
Die Freiheit, sich seine Zeit und Aufgaben selbst einzuteilen kann Fluch und Segen zugleich sein, denn am Ende müssen Projekte rechtzeitig und mit der angestrebten Qualität abgeschlossen werden. Wie schafft man es ohne vorgegebenen Arbeitsrhythmus dauerhaft produktiv, motiviert und vor allem im Zeitplan (wenn man überhaupt einen hat) zu bleiben?
Nein, der letzte Absatz ist nicht aus “Selbsthilfebücher-Schreiben für Dummies” kopiert. Und nein, jetzt kommen nicht die “besten” zehn Tipps zur Selbstorganisation. Von solchen Artikeln gibt es mehr als genug. Und genau dieser Informations-Overflow sollte uns stutzig machen. Trotz tausend toller Lösungen, die alle ja so einfach sind, besteht das Problem weiter. Und auch nach der Lektüre dieser Ratgeber tun wir uns oft schwer ohne Druck durch Vorgesetzte oder nahende Deadlines unsere Ziele zu erreichen. Das könnte vielleicht daran liegen, dass jeder unterschiedlich auf verschiedene “Hilfsmittel” und Organisationsmodelle anspricht. Natürlich lassen sich statistische Tendenzen bezüglich unserer Psychologie feststellen, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass uns ein guter Ratgeber zu diesem Thema wirklich hilft,
ABER, wenn du einfach nicht produktiver bist, nur weil du für alles eine Liste anlegst oder Aufgaben Monate im Voraus planst, lass es! Wenn es dir hilft jeden morgen zu meditieren und du nur mit Meeresrauschen auf dem Kopfhörer auf deine Arbeit konzentrieren kannst, tu genau das.
Statt solchen Ratgebern also zu wenig Differenzierung und einen “one size fits all”-Ansatz vorzuwerfen, um dann wieder in die alten unproduktiven Patterns zurückzukehren, sollten wir selbst versuchen herauszufinden, was uns produktiver sein lässt. Das ist zeitaufwändig, aber wie so oft, lohnt sich der Aufwand. Bevor man ein Produkt auf den Markt bringt, schaut man sich ja auch zumindest in Testläufen an, wie es bei potentiellen Kunden ankommt. Genauso testet man am besten verschiedene Organisationsstrategien (Produkte) an sich selbst (Kunde).
Wer die gängigen Vorschläge haben will, kann einfach “Selbstorganisation” googlen und sich ein paar Tipps raussuchen. Zusätzlich haben wir hier unsere ganz persönlichen Strategien zusammengetragen, die uns helfen auch ohne Druck vom Chef unsere Aufgaben zu bewältigen. Dabei wird vor allem eines klar: Manchmal mangelt es nicht an Organisations-Methoden oder Tools zur Effektivitätssteigerung sondern einfach an der eigenen Motivation.
Florian:
Mir hilft es vor allem mir immer wieder meine eigene Vision vor Augen zu halten. Die Vorstellung mein Ziel erreicht zu haben und zufrieden auf das Ergebnis blicken zu können ist ein super Motivationsbooster. Eine ähnliche Wirkung haben für auch Gespräche und der Austausch über meine Ideen, da ich so oft hilfreiche Feedback bekomme und auch selbst meine Pläne nicht nur mental ausformuliere. Gleichzeitig achte ich bewusst darauf, dass ich immer wieder aus dem Arbeitsmodus aussteige und genug Zeit in für mein Privatleben habe. Ich weiß, dass ich nur so langfristig motiviert und produktiv bleibe.
Oli:
Für mich funktioniert es am besten, wenn ich sehr langfristig plane und meine Woche relativ genau strukturiere. Ich habe verschiedene Tagesabläufe ausprobiert und weiß, wie ich meine täglichen Work-Slots platzieren muss, um immer am Ball zu bleiben. Dabei trage ich mir auch Termin für ganz alltägliche Sachen ein und nutze gerne Tools wie Trello. Ich bin also schon etwas der Listen und Kalender Typ :). Ich mache auch ziemlich viel Sport, was mir unheimlich dabei hilft auf andere Gedanken zu kommen und mental frisch zu bleiben.
Stefan:
Die beiden Dinge, die mir meistens helfen sind auch recht klassisch. Ich führe immer eine tagesaktuelle ToDo-Liste, die ich nach der 80/20-Regel bearbeite und wie auch Florian tausche ich mich sehr viel mit anderen aus, um zum aktuellen Projekt immer neues Feedback zu bekommen und mögliche nächste Schritte zu diskutieren.
Wenn du also an der Front Zeitmanagement, Motivation usw, Probleme hast, probier die Strategien, die dir intuitiv am besten erscheinen, einfach mal eine Woche aus und merke dir (oder führe Listen, je nach Vorliebe) was am besten funktioniert. Natürlich bringen manche Strategien erst etwas, wenn sie zur Gewohnheit werden und können ihre Wirkung in so kurzer Zeit nicht entfalten. Trotzdem lassen sich schnell Tendenzen und persönliche Präferenzen feststellen, die dich dazu bringen können eine Methode auch mal länger beizubehalten.
Am Ende vielleicht doch noch ein Tipp, der für fast jeden hilfreich sein könnte. (Ok letztlich wurde es doch ein Selbsthilfe Blog Post 🙂 ) Ist nicht auch einer Reize am Gründen und selbstständig sein, dass man seine EIGENEN Idee umsetzen kann? (Zumindest landet diese Motivation auf Platz zwei der oben zitierten Umfrage und Florians Tips spiegeln das auch wider.)
Eigene Ideen voranbringen, Projekte umsetzen, die uns erfüllen und Ziele anstreben die uns selbst wertvoll erscheinen, sind in meinen Augen die besten Tools, um produktiv und motiviert zu sein. Wenn ich wirklich von einer Idee überzeugt bin, schiebe ich die Arbeit daran nicht auf. Wenn ich meine Ziele so stecken kann, dass ich sie aus intrinsischen Gründen erreichen will, lasse ich mich nicht von anderen Verpflichtungen aufhalten und setze klare Prioritäten. Wenn ich etwas gefunden habe, das mich wirklich begeistert, kann ich mir die meisten dieser Organisations-Tipps also fast sparen.
Oli